Solides Comeback bei der DM in Kassel über 5000m
Es tat unheimlich gut sich endlich wieder der deutschen Spitze auf der Bahn zu stellen, nachdem das Zuschauen letztes Jahr in Nürnberg (einzige verpasste DM seit Kassel 2011) sehr schmerzhaft war. Ich habe definitiv auf den 12.5 Runden alles gegeben was ich an dem Tag hatte und das ist das Allerwichtigste für jeden Sportler. Gerne hätte ich an dem Tag noch etwas mehr gehabt, aber so wie es ist, ist es vielleicht tatsächlich vollkommen in Ordnung – selbst wenn es, für uns ehrgeizige Sportler, auf den ersten Blick nicht gleich den Anschein hat…
Im Vorfeld der Deutschen Meisterschaften lief mein Training extrem gut, noch besser als 2014, als ich mit 28:56 über 10 000m (Debüt) und 13:41 über 5000m eine traumhafte Saison hatte. Dennoch liefen die beiden 1500m Rennen in Karlsruhe (3:49) und Mannheim (3:50) nicht wie erhofft, während die 5000m in Oordegem, trotz großer Magenprobleme, mit 14:00 absolut in Ordnung waren. Ich war mir im Vorfeld sicher, dass die Form zu den Deutschen Meisterschaften gut kommen würde und ich wie 2012-2014 ein gutes Wörtchen mitreden könne.
Leider konnte ich die Trainingsleistungen nicht ganz umsetzen, aber habe ein sehr mutiges Rennen gezeigt, das ich einige Runden anführte und viel riskierte. Im Ziel hat Ralf Scholt vom ARD voll ins Schwarze getroffen, als er meinte, dass ich platt wie eine Flunder sei. Das ungewohnte Tempo gönnte mir 200m vor Ende einen gehörigen Laktatschock, sodass die letzten 100m nicht nur unheimlich langsam, sondern auch extrem qualvoll waren. Zu den Top 6 in Deutschland zu gehören, fühlt sich aber genial an und ich habe weiterhin richtig Bock auf Leistungssport, da ich weiß, dass in mir noch einiges steckt.
Wahrscheinlich haben die vielen langen Rennen (Karlsruhe Marathon, 4 Halb-Marathons, 3 mal 10km, 9km in Luzern, 8km in Trier) seit dem Deutschen Meistertitel mit der Mannschaft über 10km im September zu viel Kraft gekostet und vielleicht habe ich auch etwas zu hart in den letzten Monaten trainiert. Nun bin ich erstmals eine Woche im Urlaub an der wunderschönen portugiesischen Algarve und werde nur laufen, wenn ich wirklich Lust dazu habe.
Die Zeit werde ich nutzen, um mir neue Ziele zu stecken. Laut Ralf Scholt gibt es ja viele Optionen, da ich „von 1500m bis zum Marathon Vieles gut laufe, aber keine Spezialität“ habe. Ich selber habe nach wie vor das Gefühl, dass mein größtes Talent auf der Bahn liegt, aber der Marathon reizt mich auch sehr. Aufhören ist für mich aktuell definitiv noch keine Option.
Es war mir eine große Ehre und Freude noch mal mit den Top-Leuten Richard Ringer, Martin Sperlich und Clemens Bleistein an der Startlinie stehen zu dürfen. Beide werde ich live in Amsterdam anfeuern und Richard auch in Rio de Janeiro. Nach 24 Jahren wäre es ja mal wieder Zeit für einen deutschen Olympiasieg über 5000m